Die Jugendbauhütten kommen wieder
November 2021
„Wir kommen wieder!“, hieß es zum Abschied der sechs Freiwilligen und ihrer beiden Anleiter der internationalen Jugendbauhütte Gartendenkmalpflege der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Coronabedingt muss der vorgesehene Wiederaufbau-Einsatz zweier weiterer Jugendbauhütten-Einsatztruppen im Hochwassergebiet aufgeschoben werden. Die für die beiden folgenden Wochen geplanten Wochenseminare an konkreten flutgeschädigten Einsatzorten sind gerade zu risikobehaftet. Die Freiwilligen mit ihren handwerklichen Fähigkeiten und ihre Vor-Ort-Hilfe kommen jedoch auf jeden Fall im Frühjahr ins Flutgebiet zurück.
Insgesamt kamen rund 40 Jugendliche zwischen 16 und 22 Jahren, die derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege in einer der 16 Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in der Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste leisten, zu einem ein- oder zweiwöchigen Einsatz in die Eifel. Aus sechs unterschiedlichen Orten reisten sie in den vergangenen neun Wochen an, um in Bad Münstereifel beim Wiederaufbau dreier von der Flut schwer beschädigter Fachwerkhäuser zu helfen. Gemeinsam mit erfahrenen Fachanleiter*innen mauerten die Jugendlichen die Gefache der Häuser mit Lehmsteinen aus, brachten Dämmung und Putz an, reparierten schadhafte Holzstellen und sanierten so die historischen Häuser denkmalgerecht.
„Diese Hilfe kann man mit Geld nicht aufwiegen“, sagt Bernd Bünger, einer der Besitzer*innen. „Finanzielle Hilfen sind toll, aber wir standen hier vor einem Trümmerhaufen und wussten nicht, wo wir anfangen sollten. Fachleute sind nicht zu kriegen. Und dann kamen diese jungen, fröhlichen Leute, die einfach angefangen haben.“ Tatsächlich kamen nicht nur die gut gelaunten und arbeitswilligen jungen Leuten – als keine Handwerker in der Region zu bekommen waren –, sondern mit ihnen zusammen erfolgten auch die ersten finanziellen Unterstützungen und Auszahlungen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 2,5 Millionen Euro stellte die DSD binnen zweier Wochen zum Abruf bereit – vor allem als erste Hilfe und für Notmaßnahmen.
Während ihres Einsatzes erklärten die Teilnehmer*innen und ihre Anleiter*innen den Vorbeischauenden worauf sie bei den anstehenden Bauarbeiten achten sollten. Besuche und Beratung vor Ort wurden gerne angenommen, ebenso wie die zwei Lehrbaustellen, auf denen die Freiwilligen allen Interessierten erklärten, wie sich Fachwerk effizient und kostengünstig wiederherstellen lässt – „Nichts ist so resistent und gut zu reparieren wie Fachwerk!“ –, wenn man denn die leicht erlernbaren klassischen Bautechniken anwenden kann... Ein klassischer Baustoff wie Lehm ist zweifellos ein idealer und nachhaltiger Baustoff, der mit jedem modernen Präparat konkurrieren kann. Die Verarbeitung moderner Baustoffe wäre bei den alten Bauten meist auch kontraproduktiv, wie sich jetzt auch noch einmal erwiesen hat.
Wenn nun aufgrund der zunehmend schlechten Witterung und mit Hinblick auf die steigenden Infektionszahlen die Fluthilfe-Baustellen der Jugendbauhütten in die Winterpause gehen: Im kommenden Frühjahr werden die jungen Helfer*innen ihre Arbeiten in den Flutgebieten wieder aufnehmen. Dafür sorgen schon die zahlreichen frischen Eindrücke, die die Freiwilligen mit nach Hause genommen haben. „Als wir die erste Mauer wieder geschlossen hatten, hatten die Bewohner*innen Freudentränen in den Augen“, erinnert sich Felix Lenz aus Quedlinburg, Teil der ersten Hilfsmannschaft in Bad Münstereifel.
In Quedlinburg, Berlin, Wismar, Stralsund, in Brandenburg und an der Ostsee freuen sich also die Jugendlichen schon darauf, baldmöglich wieder mit vielen fleißigen Händen beim „Wiederaufbau West“ helfen zu können. „Es ist toll sagen zu können: Wir haben hier mitgeholfen!“
Fotos: Jan Bosch