75 Jahre ijgd
Aus dem Gedanken, dass durch Begegnungen Vorurteile abgebaut werden und dass aus gemeinsamem Engagement Verbindungen wachsen, sind die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste 1949 entstanden. 75 Jahre später sind diese Ideen immer noch aktuell. Als Organisation, als Verein, als Träger für Freiwilligendienste haben wir uns über die Zeit immer wieder gewandelt, modernisiert und neu gedacht. Unsere Werte Gleichheit, Freiwilligkeit, Selbstorganisation bilden seit der Anfangszeit das Fundament. In diesem Sinne schaffen wir auch heute Räume für junge Menschen, in denen sie die Möglichkeit haben, sich die gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst zu machen, solidarisch zu handeln und ihre Kompetenzen zu entdecken.
2024 steht für uns im Zeichen unseres 75-jährigen Jubiläums. Wir laden euch das ganze Jahr über ein, die ijgd zu entdecken, zu erleben und neue Facetten kennenzulernen. Mit 75 Aktionen zeigen wir, was uns ausmacht, wo wir herkommen und was uns wichtig ist. Und wir sagen Danke: Allen Wegbereiter*innen und -gefährt*innen, allen Partner*innen und Förderer*innen, den unzähligen ehrenamtlich Engagierten, allen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und natürlich auch unseren vielen Freiwilligen, die sich jedes Jahr mit den ijgd engagieren. Im Herbst laden wir dann zu einer großen Jubiläumsfeier in Berlin ein.
Über die letzten 75 Jahre haben wir viele Tausend Menschen bei ihrem Engagement begleitet. Freundschaften, Beziehungen und vor allem prägende Erlebnisse für das weitere Leben sind entstanden. Wenn du in der Vergangenheit einen Freiwilligendienst oder ein Workcamp mit den ijgd gemacht hast und schöne Erinnerungen daran hast, die du teilen möchtest, dann schreibe uns gerne eine E-Mail dazu: jubilaeum2024-@~@ijgd$~$;de.
Termine rund um das ijgd-Jubiläum
Müllsammelaktion im Rahmen der “Gemeinsamen Sache – Berliner Freiwilligentage” mit SUPs auf dem Landwehrkanal und zu Fuß im Reichenberger Kiez
Kontakt: juliane.stania-@~@ijgd$~$;de
Ob 2,5 km in einer Staffel, 5 km oder stolze 10 km – hier zählt jeder Kilometer! Gemeinsam wollen wir mindestens 75 km beim Zero Hunger Run in Bonn erreichen.
22. September 2024, Rheinaue Bonn
Alle Menschen mit ijgd-Bezug sind herzlich dazu eingeladen, unser Team zu unterstützen.
Zentrale Jubiläumsfeier
Für Informationen wendet euch bitte an jubilaeum2024-@~@ijgd$~$;de!
Blick in die Geschichte
In 75 Jahren entstehen eine Menge Erinnerungen. Wir starten mit einem Blick in die Anfangsjahre der ijgd:
Persönliche Einblicke
Wir haben uns Witze erzählt, politische Themen diskutiert, Kochrezepte ausprobiert, Sport getrieben und Freundschaften geschlossen. So konnte ich neu gewonnene Freunde nach den Workcamps in ihren Heimatländern besuchen […]. Damals gab es noch kein Internet – wir haben uns die Musik auf Kassetten vorgespielt und später per Post geschickt. So lernte ich polnischen HipHop, dänische Indiemusik, mexikanischen Metal und ungarischen Punk kennen.
Erfahrungsbericht weiterlesen
Workcamps in den 90er Jahren - gelebte Völkerverständigung
Als die Grenzen geöffnet wurden, lebte ich in Ostberlin und war vierzehn Jahre alt. Plötzlich konnten wir theoretisch die ganze Welt bereisen und andere Kulturen kennenlernen. Nur eben brauchte man dafür Geld und ich war noch nicht erwachsen. Meine Eltern ermöglichten mir zwei Sprachreisen nach England und Frankreich. Für die Kinder meiner englischen Gasteltern war es selbstverständlich, die schwarzen Kinder in der Nachbarschaft zu meiden und auf keinen Fall mit ihnen Ball zu spielen. In Frankreich betranken sich die deutschen Jugendlichen regelmäßig am Strand, in der Gastfamilie gab es kaum Austausch. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Dann entdeckte ich die Workcamps – „Die Welt zu Gast bei Freunden“ wäre ein passendes Motto dafür. Innerhalb von drei Wochen konnte ich Menschen aus einem Dutzend Ländern kennenlernen – und zwar richtig. Hier mal eine kleine Aufzählung: Spanien, Frankreich, Polen, Tschechien, Slowakei, Russland, Schottland, Italien, Ungarn, Algerien, Mexiko, Estland, Niederlande, Belgien, Dänemark, China, Slovenien. Auch das Kennenlernen vieler westdeutscher Jugendlicher und deren kultureller Unterschiede war für mich spannend. Wenn man zusammen lebt, isst, arbeitet und feiert, muss man sich verständigen. Meistens war die „Campsprache“ Englisch. Ich habe hier viel mehr über die Kultur der Herkunftsländer der Teilnehmenden erfahren können, als bei späteren kommerziellen Urlaubsreisen. Wir haben uns Witze erzählt, politische Themen diskutiert, Kochrezepte ausprobiert, Sport getrieben und Freundschaften geschlossen.
So konnte ich neu gewonnene Freunde nach den Workcamps in ihren Heimatländern besuchen – von Prag bis nach Mexiko-Stadt – und einige kamen auch zu mir und ich zeigte ihnen Berlin. Damals gab es noch kein Internet – wir haben uns die Musik auf Kassetten vorgespielt und später per Post geschickt. So lernte ich polnischen Hip Hop, dänische Indiemusik, mexikanischen Metal und ungarischen Punk kennen. Ich spürte bei vielen Menschen dort eine Offenheit und Neugier, die Motivation mit anzupacken und etwas Neues zu schaffen und vor allem viel Kreativität bei der Gestaltung des Camp-Lebens.
In jedem Sommer fuhr ich nun in ein Workcamp, einmal auch zu Ostern. Die Erfahrungen halfen mir auch bei meiner späteren Berufswahl, z.B. um romantisierte Vorstellungen abzubauen – also Förster war dann doch definitiv nicht mein Beruf und auch Vogelwart auf Wangerooge kam nicht in Frage. Ich entwickelte durch die Einblicke in die verschiedenen Arbeitswelten und Projekte aber auch einen bleibenden Respekt für körperliche Arbeit und verschiedenste berufliche Tätigkeiten.
Später machte ich die Ausbildung zum Teamer bei den ijgd und übernahm als Co-Teamer und dann als Teamer in einem Workcamp in meiner Heimatstadt Verantwortung. Aktuell ist mein Sohn 16 Jahre alt und ich freue mich, dass er in diesem Jahr an seinem ersten Workcamp teilnimmt. Ich wünsche ihm und allen anderen Teilnehmenden genau so vielfältige und schöne Erfahrungen, wie ich sie gemacht habe. Die Welt braucht heutzutage so dringend wie nie Menschen, die in vielen Ländern Freunde haben.
Für mich sind internationale Freiwilligendienste gelebte Völkerverständigung. Daher gratuliere ich den ijgd und allen Menschen die sie unterstützen auf diesem Wege von ganzem Herzen.
Lorenz, 48 Jahre, Berlin/Brandenburg
Teilnehmer an Workcamps in den 90er Jahren